Und plötzlich waren die Erinnerungen wieder da! Ein Schild an einem Marktstand pries sie in grossen Lettern an: «Schwarzwurzeln». Ich meinte mich zu erinnern, dass es eine der wenigen Gemüsesorten war, die ich in meiner Jugend ohne Murren in grossen Mengen vertilgte. Ich mochte diesen nicht alltäglichen intensiven und erdigen Geschmack, die feste Konsistenz der Schwarzwurzeln, obwohl ich sie nur verzehrbereit kannte. Wie das Gemüse wirklich aussah, war mir fremd. So stand ich vor dem Marktstand und kaufte mir gleich ein Kilo davon. Ich hatte das Gefühl, zuhause den halben Acker mit auszupacken und merkte ziemlich schnell, dass die Wurzel ungewaschen und ungeschält eine ziemlich dreckige Angelegenheit ist. Eigentlich wusste ich gar nichts von dem Wintergemüse. Ein Blick ins Internet sollte bei der Vorbereitung helfen. Da gab es komplizierte Anweisungen mit Essigwasser und so weiter, doch mit der Geduld beim Kochen ist es bei mir nicht gut bestellt. So fing ich einfach an und am Anfang schälten sich die Wurzeln noch gut, doch bereits nach der dritten klebte der Sparschäler fest an meiner Hand. Aus der Wurzel trat eine Masse aus, die sich an meinen Händen ausbreitete und die ich auch mit viel Seife kaum mehr weg bekam.
Doch einmal geschält, macht sich eine weisse Pracht auf, die in der Farbe und der Form die der Spargel gleichkommt. So ist es nicht verwunderlich, dass die Schwarzwurzel im Volksmund liebevoll auch Winterspargel bezeichnet wird. Die Schwarzwurzel gehört wohl zu den besten und gesündesten Wintergemüsen. Sie enthalten, so die Recherche, wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Calcium oder verschiedene Vitamine sowie reichlich Inulin, das unter anderem für eine geregelte Verdauung sorgt. Am Sparschäler haftet ein Teil des Saftes immer noch. Also aufgepasst beim Schälen und Küchenhandschuhe hätten sicherlich ihren Dienst getan. Einige werden sich an dieser Stelle bestimmt fragen, ob sich die ganze Arbeit lohnt. Schwarzwurzeln sind ein vielseitiges Gemüse, sodass sich die Rüstarbeit auf alle Fälle auszahlt. Geeignet sind sie als Beilage zu Fleischrezepten. Ich habe sie als Suppe verarbeitet, doch sollen sie ebenso als einfaches gekochtes Gemüsegericht mit einer Sauce Hollandaise köstlich sein. Andere wiederum verzehren sie mit flüssiger Butter. Als Beilagen passen, wie bei einem klassischen Spargelgericht auch, Kartoffeln und Schinken.
Schwarzwurzeln gehören zu den typischen Wintergemüsen, zwischen Oktober und April findet man sie in Geschäften und auf dem Markt. In Deutschland werden sie vor allem in Bayern angebaut, doch gehören Belgien, Frankreich und die Niederlande zu den grössten Exporteuren. Und zum Schluss noch dies: Oft wird sie despektierlich als «Furzwurzel» bezeichnet. Ob sie ihrem Namen auch in diesem Punkt gerecht wird, steht nirgends genau beschrieben. Die einen behaupten es, andere wiederum schätzen die Nährwerte und den niedrigen Fett- und Kaloriengehalt. Dass einzelne Personen mit Blähungen reagieren, möchte ich, zumindest aus eigener Erfahrung nicht ausschliessen. Eigentlich Egal. Die Suppe schmeckte hervorragend, sie war schnell gegessen und beim Verzehr fühlte ich mich wieder in meine Jugendzeit zurückversetzt.