Wenn der Vater mit dem Sohne

Es war ein trüber und regnerischer Nachmittag, doch ich freute mich auf meinen Termin. Ein Rundum-Pflege-Programm stand bei einem dieser neuen Friseure an, die nicht nur dem Haar, sondern auch dem Bart einen passenden Schnitt verpassen. Ein Geschenk meiner Frau. Sie fand, meine Gesichtsbehaarung vertrage etwas Pflege. Während der kurzen Wartezeit im Salon lauschte ich einem Gespräch zu, dass ein Vater mit seinem Sohn führte. Der Junge wollte seinen Zopf loswerden, der Vater war erstaunlicherweise dagegen. Die genauen Gründe waren nicht auszumachen, doch das Gespräch machte mich stutzig, weil ich mich an Anderes zurückerinnere. Meine Eltern waren für einen sauberen kurzen Haarschnitt, und ich vermied, wenn immer möglich den Friseur.

Nach einem gefühlten langen Hin und Her entschieden sich Vater und Sohn für den goldenen Mittelweg. Der Sohn gab den Argumenten des Vaters nach. Halblang sollte es sein, mit der Option, dass der Sohn nochmals vorbeikommen könne, wenn ihm der Schnitt nicht gefiele. Das Gespräch zog mich in den Bann, und mir kam ein Artikel in den Sinn, den ich kürzlich gelesen hatte. In diesem wurde John Bowlby zitiert, ein bekannter Kinderarzt und –psychiater, der in seiner Bindungstheorie festhielt, dass eine sichere und tiefe Bindung dann entstehe, wenn Eltern angemessen auf die Bedürfnisse eines Kindes reagieren. Und als ich in das Gesicht des Jungen blickte, liess mich das Gefühl nicht los, dass er den Barber Shop vermutlich bald und ohne seinen Vater aufsuchen wird. Sein Ausdruck war so trüb wie das Wetter, das ihn draussen erwartete.

Porto

Porto



Porto wird immer beliebter. Die Zahl der Touristen, die die Stadt im Norden Portugals besuchen, steigt von Jahr zu Jahr. Besucherinnen und Besucher, die sich abseits der innerstädtischen Touristenpfade wohl fühlen, sind im «A bela Aurora» bestens aufgehoben. Massimo Villa, der das Guest House mit seiner Frau Paula führt, gibt Auskunft, was man in der Stadt anschauen sollte. 

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www.abelaaurora.com

Massimo – was ist dein Lieblingsort in Porto?

Es gibt keinen speziellen, doch ich gehe immer wieder gerne ans Meer. Der Atlantik ist nicht weit vom Zentrum entfernt. Mit dem Auto ist die Küste in zehn Minuten erreichbar, allerdings sind noch zwanzig Minuten miteinzurechnen, da die Suche nach einem freien Parkplatz das doppelte an Zeit beansprucht. Die Lage von Porto ist wirklich einmalig. Die Stadt liegt am Meer, doch die Küste und das Wasser müssen entdeckt werden.

Deine Frau ist Fotografin und hat ein Faible für Farben. Was für eine Farbe gibst du der Stadt?

Im Winter gebe ich ihr ein Grau. Kein allzu dunkles, denn auch der Winter hat seinen Charme. Weil sich die Wetterlage sehr schnell ändert, zeigt sie sich, auch im Winter immer wieder von der sonnigen, fröhlichen und heiteren Seite. Wenn es dann auf einmal regnet, kippt die Stimmung. Dann offenbart sie die etwas melancholischere Seite. 

Und im Sommer?

Dann gebe ich ihr ein Blau. Meine Lieblingsfarbe, denn sie erinnert nicht nur an meine Heimat, sondern auch an die Trikots der italienischen Fussball-Nationalmannschaft, die im 1982 den Weltmeistertitel gewonnen hat. 

Wie hast du die Stadt entdeckt?

Paula, meine Frau, ist hier geboren und aufgewachsen. Deshalb kannte ich die Stadt von den vielen Besuchen bei Verwandten und Freunden. Die Stadt hat sich in den letzten zehn Jahren unglaublich gewandelt. 

Inwiefern?

Vor zehn Jahren war es eine Geisterstadt, es gab kaum Leben, alles war fast wie ausgestorben und die Häuser verfallen und heruntergekommen. Das war das Bild, das die Innenstadt prägte. Der aufkommende Tourismus hat die Stadt wiederbelebt. 

Doch der Tourismus ist auch in Verruf gekommen?

Natürlich hat der Tourismus auch seine Schattenseiten. Es gibt kritische Stimmen, die sagen, dass Einheimische aufgrund der steigenden Preisen der Immobilien vom Stadtzentrum verdrängt werden. Das möchte ich nicht ausschliessen. Doch meiner Meinung liegt der Grund nicht im Tourismus, sondern geht auf ein altes Gesetz zurück, das die Mieter stark schützte und nun gelockert wurde. Mit einer Mietobergrenze von 30 Euro im Monat, hatte kein Immobilienbesitzer das nötige Geld, um die Erneuerungen und Sanierungen zu finanzieren. Vor kurzem las ich in der Zeitung, dass sich ein Unternehmer beklagt hatte, dass sie ihm die Ladenmiete in der Haupteinkaufsstrasse Rua da Flores auf 800 Euro erhöht haben. Bis Ende Dezember 2017 bezahlte er 80 Euro. 

Du bist Mailänder. Seit wann lebst du in Porto?

In Porto selber seit rund eineinhalb Jahre, doch in Portugal seit über zwanzig. Die ersten sechs oder sieben Jahre in Vila Nova de Milfontes, ein Örtchen am Meer, dann haben Paula und ich geheiratet und wohnten fortan in Odemira, eine Kleinstadt im Landesinnern.

Tönt nach einem Nomadenleben?

In der Tat. Wir beide sind freiberuflich tätig, deshalb waren wir nicht an einen Ort gebunden. Paula als Fotografin, und ich als Leiter eines Radiosenders für Musik und Literatur. Es gefiel uns sehr, immer wieder den Wohnort zu wechseln, denn es verlieh uns einen Hauch Freiheit. Mit dem Älterwerden ändern sich die Prioritäten. Übrigens haben wir in Odemira eine eigene Käserei betrieben. 

Wie lief es mit der Käserei?

Sehr gut. Ganz zur eigenen Überraschung, denn wir hatten weder Begabung noch Erfahrung. Wir produzierten und verkauften ausschliesslich Ziegenkäse. 

Um dann ein sehr schmuckes Guest House in Porto zu eröffnen?

Auf das Haus sind wir zufällig gestossen. Wie so oft im Leben. Das Haus war zwar von Ingenieuren belegt, doch in einem sehr desolaten Zustand. Die Sanierungsarbeiten dauerten fast ein ganzes Jahr, bis wir das Guest House im November 2017 eröffnet haben. 

Drei Orte, die man in Porto gesehen haben muss?

Ich mache drei kulturelle Vorschläge. Das Museum Serralves erwähne ich als ersten Tip. Das Museum zeigt immer wieder sehr gute Ausstellung, und wenn man nicht ins Museum will, lädt ein wunderschön angelegter Park zum Verweilen ein. Dann lohnt sich ein Besuch im Casa da Musica. Architektonisch wie auch musikalisch. Das Haus hat drei Orchester: das Sinfonieorchester, das Barock-Orchester und das Remix Ensemble. Zum Schluss noch das Zentrum für portugiesische Fotografie. Darf ich noch einen vierten Vorschlag machen?

Nur zu.

Die Buchhandlung «Lello» in der Rua das Carmelitas. Ein Besuch in einer der schönsten Buchhandlungen der Welt lohnt sich auf jeden Fall. Man müsste sie in der Nacht besuchen können, denn tagsüber ist sie immer sehr gut besucht. Doch leider kann man sie nie ganz für sich allein haben.

Napoleon

 

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Mit den Menschen und den Tieren ist es so eine Sache. Entweder stehen wir in guter Beziehung zu ihnen oder wir bekunden eher Mühe im Umgang mit ihnen. Doch egal wie die persönliche Einstellung zu Tieren ist, kommen wir vor allem dann mit den Hundehalterinnen und –halter ins Gespräch, wenn von den Hunden keine Gefahr ausgeht. So geschehen auch im Zug auf der späten Rückreise. Ein süsser Hund hatte auf dem Sitz auf der breitgelegten Decke Platz genommen, da musste er kurz darauf seinen Platz wieder verlassen. Der Schaffner war das unmissverständliche Zeichen, dass der Jack Russel kurz die Bühne verlassen musste. Ganz brav versteckte er sich in der Tasche wartete geduldig. Er ersparte so seinen zwei Begleiterinnen die Fahrkarte. Bis er sich schliesslich nach der Ticketentwertung wieder ins Scheinwerferlicht begeben durfte. Wie den sein Name sei war die Frage, die das Gespräch in Fahrt brachte, und so erfuhr ich, dass er Napoleon heisst. «Jack Russel sind furchtlos und mutig», sagte die eine Dame und fügte gleich hinzu, selbst in Gegenwart eines viel grösseren Hundes tragen sie ihr Selbstbewusstsein gekonnt zur Schau. Die Zuneigung der zwei jungen Damen war unverkennbar, sie sorgten sich sehr um sein Wohl. Im Laufe des Gesprächs entpuppte sich, dass weder die eine noch die andere junge Frau, Napoleons Besitzerin war. Napoleon war auf Besuch – befristet und er genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. Die jungen Damen waren Hin und Weg und dem Zauber von Napoleon total verfallen. Ich auch. 

 

Mutters geliebte Socken

Letztes Jahr habe ich es gewagt, meiner Mutter die selbst gestrickten Socken, die sie mir immer zu Weihnachten schenkt, auszuschlagen. Ich versuchte es ihr sehr schonend beizubringen. Kein Gehör. Nach meiner Weigerung folgte dann der Donnerschlag. Ich fühlte mich, als ginge ich durchs Fegefeuer. Die Mutter bestrafte mich zunächst ganz sanft. Für den wöchentlichen Mittagstisch hatte sie plötzlich viele Alternativen offen, die sie nicht verpassen wollte. Lunch-Kino, Mittagstreff mit den Freundinnen und zu allen Tageszeiten ausgedehnte Spaziergänge. Ich dachte mir nicht viel dabei. Im Gegenteil: anfänglich war ich froh, mich von meiner Wochenpflicht befreit zu haben. Der Zwist verschärfte sich mit der Zeit. An Familienanlässen vernachlässigte sie mich bewusst, schenkte mir kaum noch ihre Aufmerksamkeit oder ignorierte mich ganz einfach. Nicht nur meine Mutter teilte mir unmissverständlich ihren Missmut mit, sondern auch die Verwandtschaft redete mir gehörig ins Gewissen redeten: «Was hast du dir nur dabei gedacht?» oder «Siehst du nicht, wie schlecht es deiner Mutter geht?», waren noch die harmlosesten Kommentare, mit denen ich konfrontiert wurde. Die Situation eskalierte, als ich mich entschloss, zum Gegenschlag auszuholen. Ich meldete mich einfach nicht mehr bei ihr, ignorierte sie und mied fortan Familienanlässe. Dumm war nur, dass ich wegen meinem Verhalten mehr litt, als mir lieb war. Eine reine Qual. Ich fühlte mich falsch verstanden und der angezettelte Disput war nicht das, was ich mit Ausschlagen des Geschenkes eigentlich erreichen wollte. Das Ausmass meiner Verweigerung hatte ich nicht vorausgesehen. Eines Abends kurz vor Weihnachten griff ich zu Feder und zu Schreibpapier. «Liebe Mutter, ich bräuchte dringend neue Socken ...», schrieb ich ihr. Unter dem Weihnachtsbaum lagen dann die, die ich wohl das Jahr zuvor ausgeschlagen hatte.

Nie die oberste Zeitung

Warum eigentlich? Warum nehmen wir nicht die Zeitung vom Stapel, die zuoberst in den Behältern der Gratiszeitungen liegt. Warum heben wir den Stapel auch an den Zeitungsständen am Kiosk immer an, um die zweite, dritte oder vierte Zeitung weiter unten herauszunehmen. Erklärungsversuche gibt es viele, eine rationelle Begründung wohl keine. Muss es eine jungfräuliche Zeitung sein? Will man wirklich die saubere und unversehrte Zeitung in den Händen halten. Ekelt uns der Gedanke daran, dass jemand vor uns, die Zeitung mit seinen Fingern beschmutzt haben könnte. Möglich. Oder liegt es einfach daran, dass man glaubt Zeitungsbeilagen könnten herausgefallen sein? Bei Gratiszeitungen wohl eher nicht. Vielleicht will man einfach nur das Beste für sein Geld und greift auf das vermeintlich unversehrte Exemplar zurück, das weiter unten im Stapel liegt. Eine schlüssige Antwort gibt es wohl nicht, doch seit ich mir diese Frage selber gestellt habe, nehme ich nur noch die oberste Zeitung vom Stapel. Egal wie verknittert sie ist und egal wie viele Menschen sie vor mir berührt haben könnten. Händewaschen danach ist ja erlaubt …

Die Puppenfrau

Eigentlich stellte ich mich an diesem Morgen auf eine Zugfahrt ein, bei der ich mich bei einem Latte Macchiato endlich verschiedensten Zeitungsartikeln widmen wollte, die sich in letzter Zeit bei mir gestapelt haben. Eine alte Angewohnheit, die sich bei mir hartnäckig hält. Kaum nahm ich im Speisewagen Platz, sprach mich ein Herr an, der sich nach einem freien Platz erkundigte. Er wäre mit der Familie unterwegs: zwei Kleinkinder, ein Neugeborenes und seine Frau. Sie wollten frühstücken. «Na klar!», sagte ich und setze mich an den nächsten Tisch neben eine Dame, mit der ich gleich ins Gespräch kam, weil sie sich erkundigte, ob der Zug auch im Bahnhof Basel halten würde. Wo sie denn hinwolle, fragte ich und sie gab mir zur Antwort, dass sie auf dem Weg sei, eine Puppe abzuholen. Ich schaute sie wohl etwas ungläubig und verunsichert an, und so kramte sie ihr Smartphone aus der Handtasche, zeigte mir einen «Warhol», den sie nun an der Herbstmesse am Petersplatz in Basel abholen ginge.

Auf dem Bild sah alles sehr akkurat aus. Die Haare, die Brille, das Dandyhafte: die Kleider und der Look, alles fein säuberlich ausgewählt. Für die Dame im Zug musste es der junge Warhol sein, nicht der verlebte, etwas in die Jahre gekommener Mann, wie wir ihn von unzähligen Pressebildern kennen. Bald war von der Puppenfrau Marianne Ettlin die Rede, die in ihrem Atelier Marionetten baut. Die Geschichte liess mich auch nach der Zugfahrt nicht mehr los und Recherchen führten mich zu einem Artikel auf der Website der Coop Zeitung. «Ich recherchiere viel», erklärt Ettlin in der Reportage vom ehemaligen Chefredaktor Matthias Zehnder. «Früher habe ich für jede Figur viele Stunden in der Bibliothek verbracht. Heute ist es himmlisch mit dem Internet. Wenn ich eine Figur mache, muss jedes Detail stimmen.» Die Zugreise verging wie im Fluge. Eine neue Welt hat sich in dieser Stunde für mich aufgetan. Die ungelesenen Zeitungsartikel können warten.

www.coopzeitung.ch/1657069

Reiseziel - Amsterdam

Mathilde Geradts im Gespräch mit wortsinn. Mathilde ist Reiseführerin und führt Reisegruppen oder Individualreisende durch die Niederlanden und Belgien. wortsinn begleitete sie auf einer Stadtwanderung durch Amsterdam.

www.mathildetours.nl

Was macht Amsterdam so speziell?
Amsterdam ist ein Schmelztiegel von verschiedenen Kulturen. Über 200 verschiedene Nationalitäten leben in Amsterdam. Und es ist diese Mischung, die auf mich eine grosse Faszination ausübt. Die Stadt lebt von den Kulturen, sie ist bunt und jeder kann so sein, wie er ist. Die Niederländer sind sehr tolerant. Es ist die Diversität, die für mich den Reiz von Amsterdam ausmacht.

Auf welchen aktuellen Trend würdest du gerne verzichten?
So spontan würde ich auf die vielen Coffee Shops verzichten. Einfach aus der persönlichen Überzeugung, dass Rauchen ungesund ist. Doch die Coffee Shops sind eben auch Ausdruck der liberalen Einstellung der Niederländer. 

Den ultimativen Tipp für Amsterdam?
Den ultimativen Tipp habe ich nicht. Es gibt in Amsterdam für jeden Geschmack etwas zu entdecken. Für Museumsliebhaber sind das Rijksmuseum und das Van Gogh Museum ein must. Eine Grachtenrundfahrt würde ich unbedingt machen – vor allem am Abend, wenn in der Dämmerung die Stadtlichter angehen. Einfach traumhaft. Kulinarisch würde ich einen Hutspot empfehlen. Es ist ein traditionelles Eintopfgericht aus gestampften Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, das mit gebratenem Speck serviert wird. Zum Nachtisch unbedingt die Poffertjes auspropieren. Eine Gebäckspezialität, die münzgrossen Pfannkuchen ähneln. Sie sind relativ dick, werden mit kleinen Butterstückchen serviert und mit viel Puderzucker bestreut, wodurch sie süsser als normale Pfannkuchen schmecken. Bei uns werden Poffertjes oftmals zusätzlich mit Stroop (Zuckerrübensirup) garniert. Viele Kalorien, dafür sehr lecker, wie wir Holländer sagen.

Das Spiel mit den Buchstaben

«B wie Bus» tönte es plötzlich im vollbesetzten Tram neben mir. Ein Knabe von etwa sechs Jahren strahlte mich an, als hätte er gerade ein Geschenk ausgepackt, das er sich schon lange gewünscht hatte. Doch bald war er wieder in Gedanken versunken, den Blick nach oben gerichtet. Er suchte bereits nach einem neuen Wort mit dem Buchstaben F. Ihm wollte nichts einfallen und so schaute er mich hilfeschauend mit grossen Augen an. «Fallgrube», flüsterte ich ihm zu. Dämliches Wort dachte ich mir im gleichen Atemzug. Mir hätte durchaus ein anderes, passenderes Wort für einen Sechsjährigen in den Sinn kommen können. Fussball zum Beispiel oder Fischer. Und so gab der Bub die Fallgrube an seine Mutter weiter, die nun ihrerseits dran war, auf den gleichen Anfangsbuchstaben ein Wort zu suchen. Die Tramfahrt vom Bahnhof nach Hause kam mir auf einmal noch kürzer vor als sonst. Gerne hätte ich dem Buben weitergeholfen und das Spiel gedanklich weitergespielt, in das ich unerwartet verwickelt wurde. Oft zwängeln Kinder im Tram oder sie weinen oder sie haben einen Wutausbruch, weil ihnen im Sitz des Kinderwagens die Sicht auf die grosse weite Tramfahrt verwehrt bleibt. Nicht, dass mich das Quengeln oder der Tobsuchtanfall der Kinder stören würde. Es war eine neue und unerwartete Begegnung, die ich so noch nie erfahren habe. Für mich ein wohltuendes Gegenbeispiel wie der Kinder-Alltag im Tram auch aussehen kann, zumal sich die meisten muffigen Erwachsenen-Gesichter neben mir ebenfalls erhellten. Ich bin mir sicher, sie spielten in Gedanken ebenso mit wie ich. Welche Wörter auf dem Buchstaben F kamen wohl denen in den Sinn?

Auf eine Tasse Tee

Sie fiel mir sofort auf. Eine gute Aura, gepflegtes Äusseres und mit einem Schalk im Gesicht, der mich sofort anzog. Die Dame fiel mir nicht nur deshalb auf. Sie hatte offenbar die gleichen Mühen, im Teehaus einen geeigneten Platz zu finden wie ich kurz vorher. Zuerst wollte sie den Platz am Fenster für sich beanspruchen, verwarf den Gedanken wieder und setzte sich weiter weg. Doch auch diese Wahl schien sie nicht restlos zu überzeugen. Ich ertappte mich, wie ich innerlich hoffte, dass sie den Platz neben mir einnehmen würde. Als hätte sie meine Stimme erhört, setzte sie sich an den Tisch neben mir. Immer noch unzufrieden mit der Wahl, bot ich ihr meinen Platz an. Dann verging eine Stunde wie im Flug. Wie schön Gespräche sein können. Sie erwarte jemanden, der ein Buch über ihren Ehemann schreiben würde. Sie wisse selber nicht, um was es eigentlich gehe. Trotzdem schielte sie immer wieder zum Eingang. Deshalb ihre Unruhe und deshalb die Suche nach einem geeigneten Platz. Sie erzählte mir von ihrem verstorbenen Ehemann, der Universitätsprofessor war, verriet mir ihr Alter und sie sprach von ihren drei Kindern, die sie seit ihrem Umzug vom Greifensee nach Zürich wieder öfters sehe. Im Teehaus fühle sich wohl – sie komme in Kontakt mit sehr vielen Menschen. Als ich ging, bedankte sie sich für den Platz und die Begegnung, in dem sie mich zur Tasse Tee einlud.

Clever und stressfrei schenken - der letzte Teil

Mit diesem Beitrag schliesst sich der Kreis. Deshalb hier an dieser Stelle ein letzter Geschenktipp. Ein letztes Mal Clever und stressfrei schenken. «2 x Weihnachten» - für Menschen, die zu wenig haben. Bis am 10. Januar 2015 können Geschenkpakete an allen Poststellen in der Schweiz kostenlos abgegeben oder via die Website www.2xweihnachten.ch geschenkt werden. 

2 x Weihnachten - für Menschen, die zu wenig haben. 

Clever und stressfrei schenken - Teil 2

Wie versprochen hier der zweite Teil - 5 weitere Tipps, damit das Schenken nicht zur Quälübung verkümmert. Wünsche allen Leserinnen und Lesern besinnliche und schöne Feiertage. Und viel Spass beim Schenken!

Tipp 6 – Recherchieren Sie

Ob Internet, Broschüren oder Geschenktipps: überall finden Sie wertvolle Hinweise für ihre persönliche Geschenkidee.

Tipp 7 – Schenken Sie Immaterielles

Es müssen nicht immer materielle Werte sein! Machen Sie aus der Not eine Tugend und schenken Sie einfach Zeit oder Aufmerksamkeit. Organisieren Sie einen Ausflug. Verbringen Sie ein Wochenende mit Ihren Liebsten in den Bergen.

Tipp 8 – Gehen Sie einmal nicht ins Kaufhaus

Es müssen nicht immer gekaufte Geschenke sein! Sie dürfen durchaus einmal selber Hand anlegen. Basteln, kochen oder backen Sie etwas für ihre Liebsten. 

Tipp 9 – Gemeinsame Wohltätigkeit

«Wir haben ja  alles!» Sie kennen den Ausspruch wohl auch aus eigener Erfahrung. Oft wissen wir gar nicht, was wir schenken sollen. Wieso nicht einmal anderen, die es nötiger haben als wir, etwas schenken. Übernehmen Sie zum Beispiel mit ihrem besten Freund eine Patenschaft für ein Kind in einem ‚Drittweltland‘. Wichtig: Klären Sie die Seriosität solcher Angebote ab!

Tipp 10 – Vermeiden Sie Horrorgeschenke

Vor welchem Geschenk fürchten Sie sich am meisten? Ein Bügeleisen oder Socken oder Krawatten muss nicht sein. Sie ersparen sich damit viele Missverständnisse. Wenn zur Hochzeit ein Bügeleisen auf dem Wunschzettel steht, dann darf es ruhig ein solches Geschenk sein!